Heißwasserkessel: Heißwasser für Wärmenetze und Industrie

Geht es um Heißwasser, ist in der Technik meist Wasser mit Temperaturen von über 110 Grad Celsius gemeint. Es bleibt durch einen hohen Systemdruck im flüssigen Zustand und transportiert viel Energie. Nutzbar ist diese etwa für große Wärmenetze oder industrielle Anlagen und Prozesse. Spezielle Heißwasserkessel (Nieder- oder Hochdruckheißwasserkessel) stellen das Medium mit den gewünschten Parametern zur Verfügung. Sie arbeiten unter anderem mit Heizöl oder Gas und erreichen je nach Bedarf Leistungswerte von über 30 Megawatt.

Worin liegen die Vorteile von Nieder- oder Hochdruckheißwasser, worauf kommt es bei der Verteilung an und wie funktioniert ein Heißwasserkessel? Deutsche-Thermo.de gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema Heißwasser.

Die Themen im Überblick

Heißwasser: Definition und übliche Parameter

Bei Heißwasser handelt es sich um ein flüssiges Medium mit Temperaturen von 110 bis etwa 280 Grad Celsius. Es steht unter hohem Druck und verdampft daher nicht, wie es unter atmosphärischen Bedingungen üblich wäre. Im Vergleich zu warmem Wasser transportiert Heißwasser deutlich mehr Energie, etwa zur Versorgung von Heizungsanlagen, Wärmenetzen oder industriellen Prozessen. Die Verteilnetze sind kompakter und daher teilweise auch günstiger. Anders als bei Dampf, der ebenfalls große Energiemengen mitführt, ist die Konzeption der Anlagen einfacher. So fallen unter anderem Kondensatleitungen mit ihren Nachteilen beispielsweise weg.

Nieder- und Hochdruckheißwasser im Vergleich

In der Praxis hat Niederdruckheißwasser eine Temperatur von 150 bis 190 Grad Celsius und einen Überdruck von 6 bis 16 bar. Sind Temperatur- und Druckwerte höher, handelt es sich um Hochdruckheißwasser. Dieses erreicht Druckwerte von bis zu 30 bar und kann Temperaturen von über 250 Grad Celsius annehmen, ohne zu verdampfen. Die folgende Übersicht zeigt den Unterschied von Nieder- und Hochdruckheißwasser:

Niederdruckheißwasser: Druck bis 16 bar und 110 bis 190 Grad Celsius

Hochdruckheißwasser: Druck bis 30 bar und 280 Grad Celsius

Wann welches Medium zu erzeugen ist, hängt von den individuellen Voraussetzungen am Einsatzort ab.

Vorteile und Nachteile der Heißwasseranlagen

Heißwasseranlagen haben gegenüber Warmwasser- und Dampfsystemen eine Reihe von Vorteilen. Allen voran steht der Transport von Wärme auf hohem Temperaturniveau. Denn das geht bei einer hohen Spreizung (Temperaturdifferenz zwischen Vor- und Rücklauf) mit einer geringeren Umlaufwassermenge und dadurch auch kompakteren Leitungen sowie Armaturen einher.

Vorteile liegen in kompakteren und sichereren Verteilnetzen

Ohne Kondensation sind auch die bei Dampfanlagen erforderlichen Kondensatleitungen nicht nötig. Das verringert die Verunreinigung des Mediums und kommt der Betriebssicherheit zugute. Auch Druck- oder Dampfschläge, bei denen enorme Kräfte auf Bauteile, Armaturen und Leitungen wirken, bleiben bei fachgerecht geplanten Heißwasseranlagen aus. Voraussetzung dafür ist allerdings eine funktionstüchtige Druckhaltung, die das Entstehen von Dampf zuverlässig verhindert. Ein weiterer Vorteil von Heißwasser liegt darin, dass Wärmespeicher kurzzeitig viel Energie aufnehmen und bevorraten können. Auch das sorgt für geringere Anforderungen an den Platz der benötigten Technik.

Nachteile liegen auch in der geringeren Wärmeübertragung

Neben den Vorteilen ist die Verwendung von Nieder- und Hochdruckheißwasser aber auch mit einigen Nachteilen verbunden. So treten möglicherweise Dampfschläge auf, wenn der Systemdruck schnell abfällt. Bauteile, Armaturen und Leitungen müssen grundsätzlich hohen Druckwerten Standhalten und der Aufwand für die Isolierung zum Wärmeschutz ist durch die hohen Temperaturen größer. Im Vergleich zu Dampfanlagen ist außerdem die Wärmeübertragung an Verbraucher geringer. Denn hier steht nur die Temperaturdifferenz (sensible Wärme), nicht aber die dampftypische Kondensation (latente Wärme) zur Verfügung.

Die wichtigsten Vor- und Nachteile von Heißwasseranlagen im Vergleich

Die Auflistung zeigt auf einen Blick, worin die größten Vor- und Nachteile der Heißwasseranlagen liegen.

Vorteile:

Wärmetransport bei hohen Temperaturen

Verzicht auf Kondensatleitungen

Keine Druckschläge bei funktionierender Druckhaltung

Wärmespeicher nehmen kurzzeitig hohe Wärmemengen auf

Verbraucher mit unterschiedlichen Temperaturanforderungen sind bedienbar (Heißwasser- bis Niedertemperatur)

Nachteile:

Dampfschläge bei abfallendem Systemdruck

hohe Anforderungen an Bauteile, Armaturen und Rohrleitungen

hohe Anforderungen an den Wärmeschutz

geringere Wärmeübertragung (ohne Dampfkondensation nur sensible Wärme nutzbar)

Typische Einsatzbereiche: Wärmenetze und Industrieanlagen

Heißwasser und Heißwassererzeuger kommen immer dann zum Einsatz, wenn große Wärmemengen zu transportieren sind. Ein typisches Beispiel dafür sind Wärmenetze, die verschiedene Verbraucher (Haushalte, Gewerbebetriebe etc.) mit einer gemeinsam genutzten Anlage zur Wärmeerzeugung versorgen. Auf Nieder- und Hochdruckwasserkessel setzen darüber hinaus auch Industrieanlagen, die Prozesswärme benötigen. Beispiele sind Holztrocknungsanlagen oder Wäschereien. Weitere Einsatzbereiche sind Großküchen, Krankenhäuser, Warmluftheizsysteme sowie all jene Gebiete, in denen Dampfanlagen nicht infrage kommen.

Wärmenetze
Industrieanlagen

Typische Einsatzbereiche der Heißwasseranlagen im Überblick (Auszug):

Nah- und Fernwärmenetze

Erdgaswiederaufheizung

Industrie-/Prozesswärme

Lebensmittelindustrie

Automobiltechnik

Wäschereien

Flaschenwaschanlagen

Brauereien

Krankenhäuser

Hallenheizung mit Strahlern

Mehrere große gasbetriebene Heißwassererzeuger in einer großen Industriehalle zur Heißwassererzeugung

Thermoölanlage als Alternative zur Heißwassertechnik

Hohe Temperaturen sind bei Heißwasser nur mit hohen Druckwerten erreichbar. Um Bauteile, Armaturen und Rohrleitungen zu schonen, bieten Thermoölanlagen eine praktische Alternative. Diese leiten Öl durch Vor- und Rücklaufleitungen, das eine Temperatur von 350 bis zu 400 Grad Celsius erreicht. Der Druck liegt bei etwa 12 bar und damit deutlich niedriger als in Hochdruckheißwasseranlagen, die bei diesem Temperaturniveau einen Druck von mehr als 250 bar benötigen würden. Weitere Vorteile: Es besteht keine Korrosionsgefahr. Die Anlagen frieren auch im Außenbereich nicht ein und eine aufwendige Wasseraufbereitung ist ebenfalls nicht erforderlich.

Aufbau einer Anlage zur Versorgung mit Heißwasser

Neben einem Heißwasserkessel besteht eine solche Anlage aus zahlreichen Rohrleitungen und Armaturen. Dazu gehören eine Umwälzpumpe, eine Rücklauftemperaturanhebung, eine Anlage zur Druckhaltung, Sicherheitsventile und einen oder mehrere Verbraucher, die direkt oder indirekt über einen Wärmeübertrager im System eingebunden sind. Die folgende Grafik zeigt die wichtigsten Bestandteile im Überblick:

Heißwasserkessel schematischer Aufbau und Wärmekreislauf in der Übersicht

Wärmeerzeuger für Heißwasser: Verschiedene Geräte kommen infrage

Die Wärmeerzeugung übernehmen große Industriekessel mit einer Leistung von etwa 0,5 bis über 30 Megawatt. Diese arbeiten entweder allein oder in Kombination mit anderen Kesseln und basieren auf verschiedenen Technologien. Infrage kommen dabei:

Heißwasserkessel

Dampfkessel

Dampfumformer

Elektroerhitzer

Abhitzekessel

Im Abschnitt zur Funktion der Heißwasserkessel erklären wir, was die Geräte voneinander unterscheidet und wie sie im Einzelnen funktionieren. Grundsätzlich verbrennen Heißwasserkessel jedoch Erdgas, Flüssiggas, Diesel oder Heizöl. Wer nach einer nachhaltigen Alternative sucht, kann auch Pellet- oder Hackschnitzel-Heizwasserkessel kaufen.

Rohrleitungen für Vor- und Rücklauf in der Heißwasseranlage

Anders als bei Dampfanlagen strömt Heißwasser mit hohen Temperaturen durch Rohrleitungen zu den Verbrauchern. Diese nehmen einen Teil der mitgeführten Wärme ab und die Medientemperatur sinkt. Der sogenannte Rücklauf strömt dann über Rohrleitungen zum Heißwasserkessel zurück. Er nimmt erneut Wärme auf und der Kreislauf beginnt von vorn. Vor dem Eintritt in den Kessel strömt bei Bedarf speziell aufbereitetes Nachspeisewasser in den Rücklauf, um die erforderliche Umlaufwassermenge aufrechtzuerhalten. Eine Rücklauftemperaturanhebung stellt darüber hinaus die ordnungsgemäße Funktion der Nieder- oder Hochdruckheißwasserkessel sicher. Dazu mischt eine Pumpe heißes Wasser aus dem Vorlauf direkt vor dem Wiedereintritt in den Kessel dem Rücklauf bei.

Umwälzpumpen treiben den Heißwasserkreislauf an

Damit das Heißwasser vom Wärmeerzeuger zum Wärmeverbraucher strömt, kommen Umwälzpumpen zum Einsatz. Diese sitzen im Vorlauf und drücken das Heißwasser durch die Anlage. Wichtig für ihren zuverlässigen Betrieb ist eine funktionierende Druckhaltung. Ohne diese könnte der Zulaufdruck an der Pumpe absinken. Das würde zum Abreißen der Strömung und zur sogenannten Kavitation führen. Dabei bilden sich kleine Dampfbläschen, die am Pumpenrad schlagartig kondensieren. Es treten lokal extreme Kräfte auf, die die Pumpenräder beschädigen und die Funktion der Umwälzpumpen über kurz oder lang zum Erliegen bringen.

Druckhaltung des Heißwassers ist besonders wichtig

Neben Kavitationserscheinungen an Pumpen wirkt sich eine nicht funktionstüchtige Druckhaltung auch an anderen Stellen sehr negativ auf die Heißwasseranlage auf. Denn unterschreitet das Heißwasser den Sattdampfdruck, dampft es aus. Die Folge sind teils heftige Druckstöße, die Bauteile, Armaturen und ganze Leitungsabschnitte schwerwiegend beschädigen können. In der Praxis ist die Druckhaltung von Heißwasser auf verschieden Art und Weise realisierbar. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick:

Art der DruckhaltungEigenschaften/ Beschreibung
Dampfpolster im KesselHier kommen Dampfkessel zum Einsatz, deren Dampfpolster den Anlagendruck auf dem gewünschten Niveau hält. Über ein Tauchrohr saugen Pumpen das Heißwasser aus dem Kessel ab, um es zu den angebundenen Verbrauchern zu leiten. Damit die Druckhaltung durch ein internes Dampfpolster funktioniert, müssen die Verbraucher tiefer liegen als der Heißwasserkessel selbst.
Ausdehnungsgefäß Sind die Druck- und Temperaturanforderungen geringer (pÜ 0,5 bis 1,5 bar und ca. 130 °C) kommen hochliegende Ausdehnungsgefäße mit Dampfpolster zum Einsatz. Diese verhindern das Ausdampfen des Heißwassers, müssen aber aus der Ferne zu überwachen sein.
Druckhaltung durch Fremdgase Eine weitere Möglichkeit, Heißwasseranlagen auf dem benötigten Druck zu halten, bieten Druckhalteanlagen mit Fremdgasen. Zum Einsatz kommt beispielsweise Stickstoff aus Flaschen, der beispielsweise in Ausdehnungsgefäße eingeleitet wird.   
Ausdehnungsgefäße zur DruckhaltungAuch Luft ermöglicht die Druckhaltung. Wie in einer gewöhnlichen Heizungsanlage befindet sich diese dabei einem Ausdehnungsgefäß, das die gesamte Wasserausdehnung aufnimmt. Nachteilig sind hier die meist sehr großen Abmessungen der Technik.
Druckhaltung mit PumpenDie Heißwasser-Druckhaltung mit Pumpen funktioniert zuverlässig, ist technisch jedoch aufwendiger. Sie besteht aus einem drucklosen Ausdehnungsgefäß, einem Überströmventil zu diesem hin und einer sogenannten Druckdiktierpumpe vom Behälter weg. Steigt der Systemdruck stark an, strömt Heißwasser über das Überströmventil, um die Anlage zu entspannen. Sinkt der Druck, leitet die Diktierpumpe Wasser aus dem Ausdehnungsgefäß in das Heißwassernetz, um einen Druckanstieg herbeizuführen. Die Systeme arbeiten sehr genau. Wasserverluste im Netz fallen dafür allerdings nicht sofort auf. Aus diesem Grund ist es wichtig, die durch die Nachspeisewassermengen genau zu kontrollieren.

Verbraucher sind direkt oder indirekt im Heißwassernetz

Wärmeverbraucher sind beispielsweise Haushalte in einem Fernwärmenetz oder Maschinen in einer Industrieanlage. Über einen Wärmeübertrager sind diese meist indirekt eingebunden. Dabei strömt das Heißwasser mit stofflicher Trennung an dem Heizwasser des Sekundärkreises vorbei, um diesen mit Wärme zu versorgen. Auf der Sekundärseite sind daher eigene Pumpen und Sicherheitsarmaturen nötig. Die Temperatur im angeschlossenen Netz ist jedoch nach Belieben wählbar. Direkt eingebundene Verbraucher kommen ohne Wärmeübertrager aus, da das Heißwasser hierbei direkt durch diese hindurch strömt. Sie müssen daher für die Temperatur- und Druckbedingungen im Heißwassernetz ausgelegt sein. Das gegenteilige Pendant zur Fernwärme ist übrigens die Fernkälte, hier werden viele angeschlossene Verbraucher über ein Kältenetz mit zentral erzeugter Kälte versorgt.

Sicherheits- und Regelsysteme für einen zuverlässigen Betrieb

Steigt der Druck im Heißwassernetz über den zulässigen Betriebsdruck an, strömt Wasser am Sicherheitsventil ab. Das System entspannt sich und gefährliche Überdrücke bleiben aus. Neben den Sicherheitsventilen sorgen auch Regelungen dafür, dass die Anlage wie gewünscht funktioniert. Die Systeme überwachen die Betriebsparameter und gleichen diese mit den benötigten Werten ab. Weichen beide voneinander ab, wirken sie sich dann auf die Heißwasseranlage aus.

Heißwasserkessel: Verschiedene Arten und ihre Funktion

Heißwasserkessel sind in Nieder- und Hochdruckheißwasserkessel zu unterscheiden. Erstere arbeiten mit Druckwerten von bis zu 16 bar. Sie erreichen Wassertemperaturen von maximal 190 Grad Celsius und kommen in verschiedensten Bereichen zum Einsatz. Genügen diese Parameter nicht, stehen Hochdruckheißwassererzeuger zur Verfügung, die bei Druckwerten von bis zu 30 bar Temperaturen von über 250 Grad Celsius erreichen. Abhängig vom Aufbau und von der Betriebsweise der Anlage kommen dabei verschiedene Wärmeerzeuger infrage. So gibt es unter anderem:

Heißwasserkessel

Dampfkessel

Dampfumformer

Elektroerhitzer

Abhitzekessel

Im Folgenden geben wir einen Überblick über die wichtigsten Funktionsmerkmale der Heißwassererzeuger.

Abhitzekessel machen Abwärme weiter nutzbar

Abhitzekessel stellen eine effiziente und kostengünstige Lösung dar, wenn es um die Heißwassererzeugung geht. Die Geräte nehmen Abwärme aus Blockheizkraftwerken, Verbrennungsprozessen oder anderen industriellen Prozessen auf und leiten Gase oder Luftströme durch Rauchgasbündel. Diese übertragen die enthaltene Wärme auf das umliegende Wasser im Heißwasserkessel, das sich dadurch erwärmt. Genügt der Wärmeinhalt nicht, sind auch Abhitzekessel mit zusätzlichen Wärmeerzeugern/Feuerungsanlagen verfügbar. Diese verbrennen gasförmige oder flüssige Brennstoffe in einem Flammrohr und leiten die heißen Abgase ebenfalls durch ein Rohrbündel, um viel thermische Energie zu nutzen.

Elektro-Heißwassererzeuger und Elektroheizkessel

Elektrische Heißwassererzeuger sind als Durchflusserhitzer und in Form von Großwasserraumkesseln erhältlich. Erstere erzeugen Heißwasser mit einer leistungsstarken Heizpatrone, wenn das Medium im Bedarfsfall vorbeiströmt. Großwasserraumkessel ähneln äußerlich konventionellen Heißwasserkesseln, kommen aber ohne Brenn- und Rauchgaswege aus. Sie erreichen eine Leistung von bis zu 10 MW, benötigen dabei jedoch besonders wenig Platz. Vorteilhaft ist außerdem, dass lokal keine Abgase entstehen. Die Technik ist relativ wartungsarm und sauber. Nachteilig sind hingegen die höheren Preise für elektrische Energie, sofern sich diese nicht aus einem betriebsinternen Prozess generieren lässt. Zum Einsatz kommen elektrisch Heißwasserkessel zur Absicherung konventioneller Kessel, bei hohen Umweltschutzanforderungen oder in Anlagen mit geringen Betriebsstunden.

Dampfumformer gewinnen Heißwasser aus Dampf

Dampfumformer sind leistungsstarke Wärmeübertrager, durch die Wasser und Dampf stofflich getrennt strömen. Überträgt der Dampf Wärme auf das Heizwasser, steigt dessen Temperatur stark an. Der Dampf selbst kühlt sich ab. Er kondensiert, setzt dadurch auch latente Wärme frei und strömt anschließend zurück zu einem Dampferzeuger. Zum Einsatz kommen die Anlagen ohne eigene Feuerung immer dann, wenn technische Prozesse Heißwasser benötigen, die Wärmeverteilung im Werk aber mittels Dampf erfolgt. Von Vorteil ist, dass hier genau wie bei elektrischen Heißwasserkesseln lokal keine Abgase entstehen.

Dampfkessel zum Erzeugen von Heißwasser

Dampfkessel sind in großen Bauformen erhältlich. Sie erhitzen Warmwasser so stark, dass es verdampft und beinhalten dann Heißwasser unter einem Dampfpolster. Während das Polster für die Druckhaltung sicherstellt, saugen Pumpen Heißwasser mit einem Tauchrohr von unten ab. In konventionellen Anlagen strömt der erzeugte Dampf von oben aus dem Kessel ab.

Heißwasserkessel in verschiedenen Ausführungen

Geht es um die Bauart, unterscheiden sich Heißwassererzeuger nur wenig von Dampfkesseln. Denn genau wie diese sind Heißwasserkessel vor allem als Großwasserraum- oder als Wasserrohrkessel erhältlich. Die folgende Tabelle zeigt, was beide voneinander unterscheidet.

Heißwasserkessel ArtenBeschreibung
GroßwasserraumkesselIn einem großen Kesselkörper befinden sich teilweise mehrere Flammrohre, die nach einer Umlenkung in Rauchrohrbündel übergehen. Um Flamm- und Rauchrohre befindet sich Wasser, das die Wärme aufnimmt und sich dadurch erhitzt. Infrage kommen die Heißwasserkessel für bis zu 25 MW mit einem Flammrohr. Leistungsbereiche von bis zu 50 MW erreichen Großwasserraumkessel mit zwei Flammrohren.
WasserrohrkesselBei Wasserrohrkesseln ist der Aufbau umgekehrt. Hier verfeuert ein Brenner Gase oder Flüssigkeiten in einem Flammraum, durch den zahlreiche Rohre kleiner Nennweiten führen. In den Rohren fließt Wasser, das Energie aufnimmt und sich dabei stark erhitzt. Mit dieser speziellen Bauart erreichen Heißwassererzeuger Leistungsbereiche von bis zu 70 MW.

Heißwasserkessel: Diese Hersteller liefern Produkte

Geht es darum, einen Heißwassererzeuger zu kaufen, kommen verschiedene namhafter Hersteller infrage. Bekannt sind zum Beispiel Viessmann, Bosch oder die VKK STANDARDKESSEL Köthen GmbH. Im Bereich der Elektro-Heißwasserkessel sind außerdem die BBS GmbH und die SCHNEIDER Energy Systems GmbH (liefern auch Gas- und Ölkessel) zu nennen.

Montagehalle zur Heißwasserkessel Herstellung, Schweißer im Hintergund

Hohe Anforderungen an Heißwassererzeuger

Ganz gleich, um welchen Heißwassererzeuger es geht: Alle Geräte müssen hohe technische Anforderungen erfüllen. Das betrifft zum einen die Isolierung, die Wärmeverluste minimiert, die Effizienz steigert und die Betriebskosten senkt. Durch die hohen Druckwerte ist aber auch fertigungstechnisch einiges zu beachten. Heißwasserkessel müssen stabil gebaut sein und die Anforderungen der Normenreihen DIN EN 12952 (Wasserrohrkessel und Anlagenteile) sowie DIN EN 12953 (Großwasserraumkessel) erfüllen. Darüber hinaus ist auch der Betrieb einer Heißwasseranlage mit hohen Anforderungen verbunden. So setzt die TRD – 12.2002 (Technische Regeln für Dampfkessel 2010) beispielsweise einen speziell geprüften Kesselwärter (auch Dampfkesselwärter oder Heizer) voraus.

Erlaubnisverfahren und Genehmigung

Vor der Inbetriebnahme ist im Sinne der Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Verwendung von Arbeitsmitteln (Betriebssicherheitsverordnung – BetrSichV) außerdem die Erlaubnis der zuständigen Aufsichtsbehörde einzuholen.

Je nach Bundesland und Region kann das eine der folgenden sein:

Bezirksregierung

Gewerbeaufsichtsamt

Landratsamt

Landesamt für Arbeitsschutz, Gesundheits­schutz und technische Sicherheit

Für den Antrag auf Erlaubnis nach § 18 der BetrSichV ist der Prüfbericht einer zugelassenen Überwachungseinrichtung (ZÜS) erforderlich. Darüber hinaus benötigen Betreiber eine Baugenehmigung sowie (optional) wasserrechtliche oder weitere Genehmigungen.

Prüfpflichten für die Sicherheit von Heißwasseranlagen

Damit auch im Betrieb keine Gefahr von Heißwassererzeugern sowie den umliegenden Anlagen ausgeht, bestehen spezielle Prüfpflichten. Eine betrifft die Prüfung vor Inbetriebnahme, nach wesentlichen Änderungen oder bei Wiederinbetriebnahme nach Stillstandszeiten von über zwei Jahren.

Bei der Prüfung geht es dabei um folgende Punkte:

Kontrolle der technischen Unterlagen

Untersuchung der vorschriftsmäßigen Installation

Prüfung der technischen und organisatorischen Schutzmaßnahmen

Bei der wiederkehrenden Prüfung geht es darüber hinaus im Speziellen um eine äußere Prüfung von Anlagenteilen, eine innere Prüfung und eine Festigkeitsprüfung.

Dabei gelten nach BetrSichV folgende Prüfzeiträume:

Äußere Prüfung: jährlich

Innere Prüfung: alle drei Jahre

Festigkeitsprüfung: alle neun Jahre

Wer die Prüfung an Anlagen für Heißwasser durchführen kann, hängt vom Verhältnis aus Anlagenvolumen und Prüfdruck ab. Beträgt das Ergebnis weniger als 200 bar x Liter, darf die Prüfung vor Inbetriebnahme durch eine befähigte Person (bP) erfolgen. Bei größeren Werten ist nur eine zugelassene Überwachungsstelle (ZÜS) erlaubt. Bei wiederkehrenden Prüfungen sind befähigte Personen bis zu einem Ergebnis von 1.000 bar x Liter erlaubt. Darüber hinaus müssen zugelassene Überwachungsstellen (ZÜS) wie TÜV oder Dekra die Arbeiten vornehmen.

Heißwassererzeuger: Kaufen oder günstig mieten

Heißwasserkessel sind in verschiedensten Ausführungen und Leistungsbereichen zum Kaufen verfügbar. Die Preise richten sich dabei immer nach den individuellen Anforderungen. Ein Angebot gibt hier Aufschluss. Benötigen Anlagenbetreiber die Technik nur vorübergehend, können sie Heißwasserkessel mieten. Auf diese Weise lassen sich kurzfristige Produktionsspitzen abfedern, Störungen oder Bauarbeiten überbrücken. Die Mietgeräte sind ohne hohe Investitionskosten in verschiedenen Ausführungen und Leistungsklassen erhältlich. Auch hier gibt ein individuelles Angebot detaillierte Einblicke in die zu erwartenden Kosten.

Übrigens:

Mit einem Heißwasserkessel zum Mieten ist es auch möglich, dringend notwendige Investitionen nach hinten zu verschieben. Dazu mieten oder leasen Anlagenbetreiber die Technik für eine gewisse Zeit. Später haben sie dann die Wahl und können die Technik übernehmen oder zurückgeben.

Häufig gestellte Fragen

Was unterscheidet Niederdruck- und Hochdruckheißwasser voneinander?

Niederdruckheißwassererzeuger arbeiten mit Druckwerten von bis zu 16 bar, meist niedriger. Da das Wasser in der Anlage nicht ausdampfen darf, begrenzt das die Temperatur auf etwa 190 Grad Celsius. Hochdruckdampferzeuger arbeiten mit Druckwerten von bis zu 30 bar und können Heißwasser auf über 250 Grad Celsius erhitzen, ohne das es verdampft.

Welche Vorteile bietet Heißwasser in Wärmenetzen und Industrieanlagen?

Mit Heißwasser ist es möglich, thermische Energie auf hohem Temperaturniveau zu transportieren. Bei hoher Spreizung ermöglicht das den Einsatz kompakter Anlagenbestandteile. Außerdem entfällt die bei Dampfanlagen nötige Kondensatleitung. Eine funktionstüchtige Druckhaltung mindert zudem das Risiko gefährlicher Druckschläge.

Wie erfolgt die Druckhaltung in bei Anlagen mit Heißwasser?

Die Druckhaltung funktioniert beispielsweise mit einem Dampfpolster im Kessel, wenn aller Verbraucher auf einer geringeren Höhe angeordnet sind. Bei Anlagen mit vergleichsweise geringen Druckwerten kommen außerdem höherliegende Ausdehnungsgefäße mit Dampfpolster infrage. Eine weitere Alternative bieten Membranausdehnungsgefäße, die mit Luft oder Stickstoff befüllt sind. Sicher und besonders zuverlässig sind hingegen offene Ausdehnungsgefäße, die Ausdehnungswasser über ein Überströmventil aufnehmen und abfallenden Druckwerten mit einer Diktierpumpe entgegenwirken.

Welche Arten von Heißwassererzeugern kommen infrage?

Erhältlich sind beispielsweise Elektrokessel, die Wasser mithilfe elektrischer Energie erhitzen. Steht Dampf zur Verfügung, kommen Dampfumformer infrage – bei viel Abwärme auch Abhitzekessel mit oder ohne eigene Feuerung. Üblich ist jedoch der Einsatz von Dampf- oder Heißwasserkesseln als Großwasserraum (kleinere Leistung) oder Wasserrohrkessel (hohe Leistung).

Autor: Johannes Partz

Johannes Partz

Johannes ist hier Geschäftsführer. In der Energiebranche ist er seit 2013. Er war in verschiedenen Positionen in Technik und Vertrieb bei Energieversorgern tätig. Seine technische Expertise hat er aus den 3 Jahren als Geschäftsführer bei der Hampel GmbH - einem Gebäudetechnik Unternehmen mit Fokus auf Heizungstechnik, Sanitär, Lüftung und Klima.

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